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Fortführung III

Ein 70jähriger Bauer sagte zu mir, „Mein Sohn braucht das doch nur so zu machen, wie ich es meine, dann wäre alles in Ordnung“. Der Sohn war 35 Jahre alt und hatte eine eigene Familie. Die Unfolgsamkeit des Sohnes war das Ende des großen Zuchtbetriebes, weil der Sohn sich anders entschied und mit seiner Familie vom Hof ging.

Unfassbar von außen, untragbar von innen, wenn jemand den Hof sieht. Viele „geheime Spiele“ drehen sich um Macht und Erpressung. Da droht eine Ehefrau ihrem Mann mit den Kindern vom Hof zu gehen, wenn er ihren illusionistischen Forderungen nicht nachkommt. „Wenn du nicht, dann...“ sind die kommunikativen Pfeile, welche dem Gegenüber vor lauter Angst alle Handlungsfähigkeit nehmen und eine große Ohnmacht hervorrufen.

Da gibt es einen rüstigen Vater, der seiner jungen Familie droht: „Wenn ihr den Betrieb umstellt auf Ökolandbau, arbeite ich nicht mehr mit.“ Es werden Spiele gespielt, die oft noch verdeckter und unbewusster ablaufen, als dass sie leicht und offen erkennbar wären. Der Schein von außen lässt alles in Ordnung erscheinen, eine oft trügerische Fassade des Hofes und der Menschen.

Die Probleme und Belastungen sind nicht überraschend gekommen, sie schleichen sich oft über mehrere Jahre ein. Ziehen sich physische und psychische Probleme und Belastungen auf einen längeren Zeitraum hin, so sind auch Krankheitssyndrome nicht mehr weit.

Krankheiten sind von außen oft sichtbar, aber deren Ursachen und Bedeutung verbleiben für viele Außenstehende im Dunkeln. Eine starke Zunahme verzeichneten wir im letzten Jahr in unserer Beratungsstelle, bei Depressionen und anderen Krankheiten. Ich weiß nicht, hat dies mit der BSE- und MKS-Krise zu tun oder dem Mangel an Perspektiven durch die Agrarpolitik; sind es nur die letzten Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen.

Mir fällt auf, Depression ist eine Aggression gegen sich selbst. In vielen Fällen ist die eigene Persönlichkeit, die Indentität und das eigene Ich auf der Strecke geblieben, weil es von den Eltern her verboten war, das eigene Selbst zu leben, bzw. Wiederspruch gegen die Eltern zu führen. Ein depressiver 45jähriger Bauer sagte: „Ich habe nie meinen Eltern widersprochen, so lange ich lebe.“ Nicht selten endet eine solche Belastung im Suizid. Von außen wird dann nur wahrgenommen „Ein so schöner Hof, was hat der denn gehabt.“

Krankheiten in belasteter psychischer und physischer Situation haben meist psychosomatischen Charakter. Da ist das Kind mit Magersucht, das durch die Krankheit den Konflikt in der Familie auf sich zieht. Dort ist die Erwerbsunfähigkeit des Betriebsleiter, der nie den Hof übernehmen wollte und ganz andere Lebenspläne hatte. Hier ist es die Frau mit dem Bandscheibenvorfall, welche nicht mehr den kleinen Kuhbestand versorgen kann.

Bei tieferem Hinschauen öffnet und bewahrheitet sich "die Krankheit als Weg.“ Die Krankheit legitimiert eine Veränderung, von den Eltern, dem Dorf; wird akzeptiert, ich darf einen anderen Weg gehen, ich darf den Hof aufgeben.

Es ist auch eine Legitimation vor sich selbst und dem eigenen Gewissen, denn ich habe alles versucht, ich kann und darf es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen. Der Körper hat sich seinen Weg gesucht und gefunden. Was alles von dem ist von außen sichtbar und erkennbar geworden? Aber innen drinnen sieht es oft ganz anders aus.

Fritz Kroder
Leiter der Landwirtschaftlichen Familienberatung der Erzdiözese Bamberg