Diese zwischenmenschlichen Konflikte sind jedoch meist nicht auf den innerfamiliären Bereich beschränkt, sondern erfasst auch das soziale Umfeld. Die Bindung an den "Hof" tangiert Verwandte und Nachbarn und führt zuweilen zu Frontenbildungen und Polarisierungen von Parteien, die den innerfamiliären Konflikt zuweilen immer verwirrender und unlösbarer erscheinen lässt. Darüber hinaus schafft die zunehmende finanzielle Abhängigkeit der Landwirtschaft weitere Verstrickungen, in die offizielle Ämter, Beratungseinrichtungen, Gläubiger usw. verwickelt sind.
Es geht jedoch hier nicht darum, einen umfassenden Katalog inner- und außerfamiliärer Beziehungsstörungen aufzustellen, sondern die angeführten Beispiele sollen lediglich als Beleg dafür gelten, dass der Anpassungsdruck, der heute die Landwirtschaft insgesamt erfasst, auch das soziale Beziehungsnetz von Bauern in Mitleidenslchaft zieht und sich in schwerwiegenden Konflikten des Zusammenlebens widerspiegelt.
Das bedeutet Risiko und Chance gleichzeitig. Stabile Beziehungssysteme werden durch Stress angeregt, in sachlichen Auseinandersetzungen bislang unbemerkte Ressourcen zu entdecken, die dazu beitragen, die Krise zu meistern. Das kann dazu führen, dass erstaunliche betriebswirtschaftliche Lösungen gefunden werden, mit deren Hilfe Landwirte in ökonomisch aussichtslos erscheinender Lage überleben.
Dennoch können ungünstige zusätzliche Belastungen wie Krankheiten, Todesfälle, Missernten, die Aufeinanderfolge unglücklicher Ereignisse usw. Landwirte und ihre Familien mit der konstruktiven Bewältigung der Krisen überfordern.