Nach den Höhepunkten von MKS und BSE schein wieder eine gewisse Beruhigung einzutreten. Zumindest die Verbraucher, aber auch ein Großteil der Landwirte beginnen aufzuatmen, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten sind. Dennoch haben diese jüngsten Krisen tiefe Spuren hinterlassen, deren Ausmaß noch kaum abzusehen ist. Es entsteht sogar der Eindrduck, dass die Öffentlichkeit die Augen verschließt vor einem wesentlichen Teil, nämlich den psychologischen und zwischenmenschlichen Konflikten, da diese mit den traditionellen Mitteln der Agrarpolitik kaum zu lösen sind.
Der Verdacht, dass die menschliche Seite der Agrarkrise geleugnet wird, verdichtet sich, wenn man die aktuellen politischen Bestrebungen verfolgt. Als kurzfristige politische Konsequenzen werden isolierte Regulierungen zur Tierhaltung Fütterung gezogen. Schließlich wird die Leitbilddiskussion um eine neue Variante bereichert, die in den letzten zehn Jahren ständig wechselnde Werte in den Mittelpunkt rückte.
Nachdem der Vorrang von Ökonomie durch Ziele wie Ökologie, Globalisierung und Nachhaltigkeit abgelöst wurde, wird nun der Verbraucherschutz als "vorrangige" Dimension ins Feld geführt, der sich auf pragmatischer Ebene in zusätzlichen bürokratischen Vorschriften niederzuschlagen scheint, die die Landwirtschaft noch stärker reglementieren. Obwohl Bauern durch die politischen Zielvorgaben bevormundet werden, wird ihnen bei der praktischen Umsetzung eine beinahe übermenschliche Leistung abverlangt, ohne dass gefragt wird, ob alle Landwirte im Augenblick dazu menschlich überhaupt in der Lage sind.